Altschützen |
Das Anwachsen der Städte im 12/13. Jahrhundert führte zur Bildung von Schützengilden, einem Zusammenschluss von Bürgern, die bürgerwehrähnliche Aufgaben wahrnahmen, aber auch der Geselligkeit wie dem Ausschießen eines Königs fürten. Im 14. und 15. Jahrhundert erhielten die Schützengilden dadurch große Bedeutung, dass sie sich mit den Zünften und Gilden der Handwerker und Gewerbebetreibenden gegen die Vorherrschaft des Besitzbürgertums (Patrizier) verbanden. Ebenso wie diese Zünfte und Gilden standen auch die Schützengilden, deren Namen nicht von Schützen oder Beschützen, sondern von "Schießen“ abgeleitet werden muss, von Anbeginn in einer sehr engen Verbindung zu den kirchlichen Bruderschaften; sie sind jedoch nicht aus diesen hervorgegangen. In dem, im Jahr 950 erstmals erwähnten, Hubbelrath erfolgte die Gründung einer dem heiligen Sebastian geweihten Bruderschaft erst in der Notzeit des DreiÃßgjährigen Krieges (1618-1648). Der hl. Sebastianus, ein römischer Soldat aus Mailand - nach der Legende war er Offizier der kaiserlichen Leibgarde – erlitt unter Kaiser Diokletian den Mätyrertod, weil er seinem christlichen Glauben nicht abschwören wollte. Er wurde zum Tod durch Erschießen verurteilt. Die Pfeilschüsse des Hinrichtungskommandos Überlebte er jedoch, so dass man ihn zusätzlich noch folterte und dann erschlug. Im Jahre 1635 wurde mit Antonius Graufeld der erste Schützenkönig ausgeschossen. Dieses Jahr hat man als Gründungsjahr der Hubbelrather Schützenbruderschaft zugrunde gelegt. Das 1876 eingeschmolzene historische Schützensilber im Gewicht von 1193 Gramm - es wurde für 129,10 Mark verkauft zugunsten der Anschaffung einer neuen Kirchenorgel - ließ jedoch darauf schließen, dass auch schon vor dem Gründungsjahr 1635 Schützen in Hubbelrath aktiv waren. Auf diesem Schützensilber erschienen im Laufe der Jahrhunderte Namen, die uns Hubbelrathern auch heute noch geläufig sind. 1744 wurde die heute noch erhaltene, 1864 zum ersten- und 1978 zum zweitenmal restaurierte, Fahne mit Darstellung der Kirchenpatronin St. Cäcilia beschafft; 1767 wurde das älteste erhaltene Protokollbuch angelegt. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich das Schützenwesen soweit etabliert, dass es auch der Unterhaltung und Brauchtumspflege diente. Durch den 1. Weltkrieg, der sich anschließenden Inflation und Weltwirtschaftskrise ruhte dann das Hubbelrather Schützenleben für längere Zeit. Erst Ende 1931 wurde die Bruderschaft wiederbelebt. 1935 konnte aus einer Sammlung von alten Münzen im Wert von 487 Reichsmark eine neue Königskette angeschafft werden. Leider währte die Freude über das wiedererlangte Bruderschaftsleben nur kurze Zeit. Mit der Machtergreifung der Nationalsoziallisten im Januar 1933 war für Vereinigungen mit den Zielsetzungen einer christlichen Bruderschaft, durch die Gleichschaltung aller Vereine, kein Platz mehr in der damaligen Gesellschaft. Es wurden zwar noch einige Schützenfeste gefeiert, aber die Aktivitäten in der Öffentlichkeit mussten immer mehr eingeschränkt werden. Mit dem Protokoll über die Generalversammlung vom 28.1.1940, in dem u.a. die Schützenbrüer erwänt werden, die zum Kriegsdienst eingezogen wurden, endet die Berichterstattung wieder fü lange Jahre. Durch das Verbot des national-sozialistischen Regimes existierte die Schüzenbruderschaft praktisch von 1940 an nicht mehr. Da auch in Hubbelrath durch den Krieg, die Vertreibung und Umsiedlung von Menschen aus ganz Deutschland eine erhebliche Umstrukturierung innerhalb der Bevökerung eingetreten war, setzte sich die ursprüglich fast ausschl. katholische Bevökerung jetzt fast zu gleichen Teilen aus evangelischen und katholischen Christen zusammen. So konnte es auch nicht ausbleiben, dass 1968 die ersten evangelischen Christen aufgenommen wurden. Da jedoch der Zeitgeist und die stetige Emanzipation auch an einer reinen Mänerbruderschaft nicht spurlos vorbei ging, entschloss man sich im Jahre 1974 nach langen Ãœberlegungen und heftigen Diskussionen, innerhalb der Jungschüzen-Abteilung auch Mächen aufzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt war das etwas ganz außrgewönliches.Heutzutage ist es ganz normal, dass auch Frauen als aktive Schüzinnen in der Bruderschaft anzutreffen sind. Trotz der 1975 erfolgten Angliederung Hubbelraths an die Landeshauptstadt Düseldorf bildet die Bruderschaft aber weiter zusammen mit den Schüzen aus Erkrath, Hochdahl-Sandheide und Mettmann innerhalb des Bundes der historischen deutschen Schüzenbruderschaften den Bezirksverband Niederberg. Sie ist auch Mitglied der "nteressengemeinschaft Düseldorfer Schützenvereine“. Die Grundideale der Schüzenbruderschaft "Für Glaube, Sitte und Heimat“,einzutreten, diese zu pflegen und zu verteidigen ,die sich die Bruderschaft zur Aufgabe gemacht hat, haben auch in der heutigen Zeit ihre Gültigkeit nicht verloren . Dazu gehört auch Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen. Dieser Verantwortung stellt sich unsere Bruderschaft auch heute. Dies zeigt sich u.a. im Engagement vieler Schützenschwestern und Schützenbrüder in politischen Gremien als Mandatsträger/innen wie z.B. im Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf oder in der zuständigen Bezirksvertretung 7, in verschiedenen Gremien der katholischen und evangelischen Kirche und nicht zuletzt auch als Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Hubbelrath. Ohne das großartige Engagement vieler Hubbelrather Schützenschwestern und Schützenbrüder würde ein wertvoller Teil unserer Ideale sowie das heimatstädtische Brauchtum untergegangen.
Dietmar Adrian |